Der Klimagarten an der BZBS in Salez
Wöchentlich erreichen uns Meldungen zum Klimawandel, Hitzerekorden und Klimaszenarien aus den Medien. Sich dann vorzustellen, wie sich eine zukünftige Erderwärmung von mindestens 1.5°C für uns anfühlt und auf unsere Pflanzenwelt auswirkt, bleibt unabhängig von den diesjährigen Hitzewellen eine Herausforderung. Der Klimagarten 2085 ermöglicht zahlreichen Klassen im Rahmen des Allgemeinbildungsunterrichts, den Klimagarten zusammen mit engagierten Lehrpersonen zu entdecken. Eine spezielle Gelegenheit bietet der Klimagarten auch für eine Studentin der Weiterbildung zur Agrotechnikerin HF. Sie bearbeitet im Rahmen Ihrer Abschlussarbeit eine Fragestellung zum Futterleguminosen mit fortschreitendem Klimawandel. Im Klimagarten dürfen wir jedoch nicht nur Lernende begrüssen, auch weitere Interessierte werden im Rahmen von verschiedensten Anlässen durch den Klimagarten geführt.
Die Gewächshäuser des Klimagartens wurden Mitte März mit der tatkräftigen Unterstützung des technischen Diensts am Landwirtschaftlichen Zentrum LZSG aufgebaut. Glücklicherweise fanden sie für die Herausforderungen während dem Bau immer eine kreative und funktionale Lösung. Der Klimagarten in Salez besteht aus zwei Treibhäusern und einer Freiluftanlage. In der Freiluftanlage wachsen die Pflanzen unter dem aktuellen Klima. In den beiden Gewächshäusern werden die Klimaszenarien RCP 2.6 und RCP 8.5 simuliert. Die Temperatur in den Gewächshäusern wird über zwei Klimageräte gesteuert, bei denen die Wochendurchschnittstemperatur als Zieltemperatur festgelegt ist. Liegt die Temperatur über der eingestellten Zieltemperatur kühlt das Gerät und entsprechend heizt das Gerät, wenn die Temperatur unter der eingestellten Zieltemperatur liegt. Beim Aufbau ahnten wir noch nicht, dass der Sommer im Jahr 2022 ein extremer Hitzesommer werden würde. Die Klimageräte waren bei der Kühlung stark gefordert und wurden durch den nachträglichen Einbau von temperaturabhängigen Fensteröffnern unterstützt. Nachdem wir die Klimaregulation der Gewächshäuser im Griff hatten, konnten wir mit der Aussaat beginnen. Wir haben verschiedene bedeutende Kulturpflanzen unserer täglichen Ernährung ausgesät, um ihre Eignung für den Anbau unter zwei verschiedenen Klimaszenarien im Vergleich zum aktuell herrschenden Klima zu kontrastieren. Insgesamt vergleichen wir sieben verschiedene Kulturpflanzen. Darunter befinden sich Kartoffeln, Sommerhafer und Buschbohnen als Vertreter der C3-Pflanzen und Mais sowie Sorghum als C4-Pflanzen. Innerhalb der Gewächshäuser werden dieselben Pflanzen unter verschiedenen Bewässerungsbedingungen angebaut. In der einen Hälfte des Gewächshauses werden die Pflanzen ausreichend mit Wasser versorgt in der anderen Hälfte ist die Wassermenge in der Bewässerung um 30% reduziert. Die Wasserversorgung der Pflanzen ist durch eine Tröpfchenbewässerung sichergestellt. In der Freiluftanlage erhalten die Pflanzen zusätzlich zur Bewässerung Wasser durch Niederschläge. Ist die Niederschlagssumme hoch, wird die Wasserzufuhr durch die Bewässerung reduziert. Das Klima in den Gewächshäusern wird anhand mehrerer Parameter mir Sensoren überwacht. Gemessen werden zusätzlich zur Lufttemperatur die Luftfeuchtigkeit sowie die Bodenfeuchtigkeit und die elektrische Leitfähigkeit des Bodens. Zur Überwachung des Klimas der Freiluftanlage dient die in Salez fix installierte Wetterstation.
Nach einer langen Phase von spannenden Beobachtungen während des Kulturwachstums konnten wir die weitgehend gesund gebliebenen Pflanzen ernten. Nebst spannenden Ergebnissen in Bezug auf den Kartoffelertrag und die Grössenverteilung der Kartoffeln, freuten wir uns auch kulinarisch an feinem Erntegut. Ganz nach dem Motto «Nach der Ernte ist vor der Ernte» haben wir nun die zweite Aussaat mit Winterkulturen wie Wintereiweisserbsen, Brotweizen und Raps in Angriff genommen. Neugierig warten wir nun auf das Auflaufen und die Entwicklung der Winterkulturen in den verschiedenen Klimaszenarien.
Projektteam Klimagraten BZBS und LZSG
Salez, 23.8.2022