Ein Beitrag von der Fachschaft Biologie, Gymnasium Muttenz
Können Sie sich an den Film „Interstellar“ aus dem Jahr 2014 erinnern? Er handelt von einer Erde, die dem Klimawandel zum Opfer gefallenen ist. Sie ist (zumindest in den USA) ausgetrocknet und auf den Feldern ist von allen Kulturpflanzen lediglich der Mais übriggeblieben. Riesige Staubwolken, welche erbarmungslos alles mit einer braunen Schicht überziehen, vermitteln das Bild eines traurig-öden Wüstenplaneten. Als Folge davon machen sich die Menschen auf die Suche nach einem neuen Zuhause im Weltall.
Utopische Vision oder reale Zukunft?
Doch das ist ja nur ein Film, oder? Offenbar ist es relativ schwierig, mit Blick auf unsere Zukunft eindeutige Prognosen zu stellen. Die Sache mit dem Klimawandel ist leider sehr komplex und das menschliche Gehirn hat enorm gute Strategien parat, um solch unangenehme Visionen zu verdrängen. Trotzdem hat eine neue Tamedia-Umfrage ergeben, dass der Klimawandel eine der grössten Sorgen der Schweizer*innen darstellt. Eine Kostprobe davon, wie das Baumsterben aufgrund einer ungewohnt langen Hitzeperiode und in Verbindung mit Wassermangel sogar hier in Mitteleuropa aussehen kann, hat uns der letztjährige Sommer bereits vermittelt.
Das Projekt „Klimagarten 2085“
Das Zürich-Basel Plant Science Center, eine Joint-Venture zwischen der ETH Zürich und den Universitäten Zürich und Basel, hat zusammen mit der HSR, Hochschule für Technik Rapperswil, mit diversen Forschenden und Kunstschaffenden das Experiment „Klimagarten 2085“ ausgearbeitet. Damit möchte man die Öffentlichkeit Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Umwelt direkt erfahren lassen. Die interaktive Ausstellung kann von 1. April bis 28. Mai 2019 an der HSR besucht werden.
Klimaszenarien am Gymi Muttenz
Das Plant Science Center hat zudem die aktuellen weltweiten Klimaproteste vieler Schüler*innen ernst genommen und eine Version des Klimagartens für Schulen entwickelt, Wir nehmen mit vier weitere Gymnasien in der Schweiz am Projekt „Klimagarten 2085“ teil und ermöglichen es so den Schüler*innen, Klimaveränderungen hautnah, direkt in unserem Schulgarten zu beobachten. Seit Anfang Mai stehen zwei Gewächshäuser in unserem Schulgarten, die uns das Plant Science Center über die Sommermonate zur Verfügung gestellt hat. Darin werden zwei verschiedene Temperatur- und Niederschlagsszenarien simuliert: wir werden in jedem der Häuser mit identischen Pflanzenpopulationen veschiedene Temperaturerhöhungen austesten (z.B. 2° resp. 5° höher als die Aussentemperatur) und so untersuchen, wie sich Hitze und Trockenstress auf Gemüse wie Erbsen, Tomaten, Randen oder Salat auswirken. Geschickte Helfer aus den Fachschaften Physik und Mathematik haben eigens dafür eine Klimatisierungselektronik ausgetüftelt. In zwei im Freien stehenden, mit den gleichen Gemüsen bestückten Hochbeeten beobachten wir zum Vergleich das Pflanzenwachstum unter den natürlichen Bedingungen der Wachstumsperiode 2019, unserer diesjährigen Sommeraussentemperatur.
Wie kommt man auf diese Temperaturszenarien? Eine gemeinsame Recherche deutscher, österreichischer und schweizer Wissenschaftler*innen (#Scientists4Future) hat erörtert, dass mit strikter Emissionskontrolle, wie sie im Pariser Abkommen 2015 festgehalten wurde, die durchschnittliche Sommertemperatur im Jahr 2085 trotzdem um +1.5°C und ohne jegliche Emissionskontrolle sogar um bis zu +5°C steigen wird!
Mit unserem Klimagarten möchten wir diesen Sommer nun live zeigen, wie sich erhöhte Temperaturen und Trockenheit auf in der Schweiz geläufige Kulturpflanzen auswirken. Wer von unseren GymKlassen möchte, kann dabei selbst aktiv werden und einen eigenen Pflanzversuch ausarbeiten und durchführen. Eine Maturarbeit zum Thema ist übrigens auch schon in Arbeit. Wir freuen uns auf dieses Projekt und werden in den nächsten Monaten öfter mal auf unserem Blog die Fortschritte und Erkenntnisse des Klimagartens kommunizieren. Kommen Sie gerne in silico oder direkt in vivo, in unserem Schulgarten vorbei!